Die amtsärztliche Untersuchung: Ablauf und Zweck

Die amtsärztliche Untersuchung ist eine medizinische Begutachtung, die dazu dient, dem Dienstherrn (Arbeitgeber) eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu bieten. Sie wird insbesondere in folgenden Fällen angewendet: bei der Übernahme in ein Beamtenverhältnis, zur Feststellung der Dienstunfähigkeit, zur Versetzung in den (vorzeitigen) Ruhestand oder zur Überprüfung der Dienstfähigkeit nach einer Genesung.

Das Gutachten wird in der Regel vom Amtsarzt erstellt. In bestimmten Fällen kann die Untersuchung jedoch auch von einem beauftragten Arzt durchgeführt werden. Werden spezielle medizinische Kenntnisse benötigt, die über das Fachwissen des Amtsarztes hinausgehen, können zusätzlich Fachärzte wie Neurologen oder Psychologen herangezogen werden, beispielsweise bei Migräne oder psychischen Erkrankungen.

Eine Frau sitzt auf einer Behandlungsliege und der Rücken wird abgetastet
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Gründe für die amtsärztliche Untersuchung

Bevor Sie Ihr Referendariat beginnen oder als Beamtenanwärter, Beamter auf Probe, auf Zeit oder auf Lebenszeit ernannt werden können, ist eine amtsärztliche Untersuchung erforderlich. Diese Einstellungsuntersuchung dient dem Zweck, Ihrem Dienstherrn die Sicherheit zu geben, dass Sie sowohl körperlich als auch psychisch in der Lage sind, Ihre beruflichen Aufgaben bis zum regulären Ende der Dienstzeit auszuführen.

Da eine Verbeamtung in der Regel auf Lebenszeit erfolgt, trägt der Dienstherr eine langfristige Verantwortung. Nach der Ernennung zum Beamten auf Lebenszeit bestehen nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten, das Beamtenverhältnis aufzulösen, auch im Krankheitsfall. Um das Risiko von häufigen Erkrankungen oder einer vorzeitigen Dienstunfähigkeit zu minimieren, wird daher im Vorfeld Ihre gesundheitliche Eignung sorgfältig geprüft.

Wie verläuft die amtsärztliche Untersuchung?

Der Ablauf einer amtsärztlichen Untersuchung kann je nach Bundesland oder Arzt geringfügig unterschiedlich sein, folgt jedoch in den Grundzügen einem ähnlichen Muster. Im Wesentlichen ähnelt der Termin einem regulären Arztbesuch.

Zu Beginn füllen Sie in der Regel einen Fragebogen aus, der Angaben zu Ihrem Gesundheitszustand und Ihrer Krankengeschichte erfasst. Die Formulare unterscheiden sich je nach Bundesland nur geringfügig.  Darüber hinaus müssen Sie einige Unterlagen und Hilfsmittel mitbringen, darunter:

  • Ihren gültigen Personalausweis,
  • eventuell benötigte Brillen oder Sehhilfen,
  • relevante medizinische Befunde, insbesondere bei chronischen Erkrankungen.

Der gesamte Termin dauert in der Regel etwa eine Stunde. Für bestimmte Berufsgruppen, wie beispielsweise Polizeibeamte, kann die Untersuchung jedoch umfangreicher gestaltet sein und sich über einen ganzen Tag erstrecken. Solche Untersuchungen sind oft in mehrere Etappen gegliedert, wobei die eigentlichen Tests meist zügig durchgeführt werden. Zwischen den einzelnen Stationen können jedoch Wartezeiten entstehen.

Ausfüllen des Fragebogens und mögliche Untersuchungen bei der amtsärztlichen Untersuchung

Beim Ausfüllen des Fragebogens zur amtsärztlichen Untersuchung ist es entscheidend, dass Sie alle Fragen vollständig und wahrheitsgemäß beantworten. Unrichtige oder unvollständige Angaben können später schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen, bis hin zur Entlassung aus dem Beamtenverhältnis.

Bereiten Sie sich im Voraus vor, indem Sie alle relevanten Informationen zu Ihrer Krankengeschichte zusammentragen. Dazu gehören Entlassungsberichte von Krankenhausaufenthalten, Atteste, Befunde oder Prognosen zu Vorerkrankungen. Üblicherweise werden im Fragebogen Themen wie Ihre medizinische Vorgeschichte, Krankenhausaufenthalte, Konsum von Nikotin, Alkohol oder anderen Substanzen, sportliche Aktivitäten, sowie ernsthafte Erkrankungen innerhalb der Familie (Eltern, Geschwister) abgefragt. Auch Angaben zu Ihrem allgemeinen Befinden oder Stressbelastungen, beispielsweise während der Ausbildung, können eine Rolle spielen.

Der Amtsarzt bespricht Ihre Angaben beim Termin und ergänzt diese gegebenenfalls. Die Untersuchung selbst umfasst je nach Situation unterschiedliche Tests, die nicht alle in jedem Fall durchgeführt werden. Zu den häufigsten gehören:

  • Blut- und Urintests,
  • Seh- und Hörtests,
  • Ermittlung des Body-Mass-Index (BMI) durch Wiegen und Messen,
  • Puls- und Blutdruckmessung,
  • Ruhe-EKG,
  • Lungenfunktionstest.

Darüber hinaus kann eine körperliche Untersuchung erfolgen, die typische Methoden wie Abtasten, Abklopfen, Abhören, die Untersuchung des Mundraums, das Testen von Reflexen sowie Beweglichkeitstests umfasst.

Sollten spezifische Erkrankungen vorliegen, können zusätzliche Untersuchungen oder die Konsultation eines Facharztes notwendig werden. Nach Abschluss der Untersuchungen bespricht der Amtsarzt in der Regel den Fragebogen mit Ihnen. Gelegentlich gibt es auch Hinweise zu Themen wie Ernährung, sportlicher Aktivität oder Impfschutz.

Wie wird bei chronischen Erkrankungen in der amtsärztlichen Untersuchung vorgegangen?

Wenn Sie an einer chronischen Erkrankung leiden, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass Sie die amtsärztliche Untersuchung nicht bestehen. Wichtig ist, dass Sie diese Erkrankung offen und ehrlich angeben und relevante medizinische Unterlagen, wie Befunde, Arztberichte oder Prognosen, mitbringen. Der Amtsarzt wird Ihre gesundheitliche Eignung individuell prüfen, wobei nicht allein das Vorliegen der Erkrankung entscheidend ist, sondern deren Auswirkungen auf Ihre Fähigkeit, die angestrebte Tätigkeit dauerhaft und zuverlässig auszuführen.

In vielen Fällen wird geprüft, ob die Erkrankung gut behandelt oder stabil ist und keine häufigen Ausfälle oder eine vorzeitige Dienstunfähigkeit zu erwarten sind. Falls notwendig, kann der Amtsarzt zusätzliche Untersuchungen anordnen oder einen Facharzt hinzuziehen, um ein genaueres Bild zu erhalten.

Chronische Erkrankungen und der Zusammenhang mit der privaten Krankenversicherung (PKV)

Chronische Erkrankungen können nicht nur Auswirkungen auf die amtsärztliche Untersuchung haben, sondern auch auf den Abschluss einer privaten Krankenversicherung (PKV). Für Beamte ist der Abschluss einer PKV oft attraktiv, da der Dienstherr einen Beihilfeanspruch bietet, der einen Großteil der Krankheitskosten abdeckt. Die PKV übernimmt dann den Rest der Kosten.

Bei der Aufnahme in eine PKV wird eine Gesundheitsprüfung durchgeführt, ähnlich wie bei der amtsärztlichen Untersuchung. Dabei prüft der Versicherer Ihren Gesundheitszustand und bewertet das Risiko, das durch bestehende Vorerkrankungen oder chronische Krankheiten entsteht.

Dieses Risiko kann sich wie folgt auswirken:

  1. Risikozuschläge: Bei einer chronischen Erkrankung kann der Versicherer einen monatlichen Zuschlag auf die regulären Beiträge erheben, um das höhere Kostenrisiko abzudecken.
  2. In manchen Fällen schließt die PKV Leistungen aus, die mit der chronischen Erkrankung zusammenhängen.
  3. In seltenen Fällen kann eine PKV den Antrag ablehnen, wenn die Erkrankung als zu risikoreich eingestuft wird. In besonderen Fällen ist die Öffnungsaktion anwendbar.

 

Was können Sie tun?

  • Ehrliche Angaben: Auch bei der PKV-Antragstellung sind wahrheitsgemäße Angaben entscheidend. Verschweigen Sie Vorerkrankungen, kann der Vertrag später gekündigt oder Leistungen verweigert werden.
  • Vergleiche nutzen: Unterschiedliche Versicherer bewerten Gesundheitsrisiken unterschiedlich. Ein unabhängiger Berater kann helfen, die beste Option zu finden. Fragen Sie einen Mitarbeiter von beratifee! Wir helfen Ihnen gerne weiter.
  • Krankheitsmanagement betonen: Wenn Ihre chronische Erkrankung gut behandelt und stabil ist, kann dies positiv in der Risikobewertung berücksichtigt werden.

 

Für Beamte ist der Zusammenhang zwischen der amtsärztlichen Untersuchung und der PKV besonders wichtig, da beide Ihre gesundheitliche Eignung und langfristige Absicherung bewerten. Eine frühzeitige Klärung und Vorbereitung auf beide Prüfungen hilft, unnötige Komplikationen zu vermeiden.

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